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23.09.2012 - Herbstaequinox


Liebe Musikfreunde,
das diesjährige Konzert zur Herbst Tag-und Nachtgleiche findet am 23.09.2012 um 15.00 Uhr in der Pfarrkirche statt.

Kartenvorverkauf bei der MAZ Geschäftsstelle Neuruppin oder im Tourismusservice Neuruppin
Oder telefonisch beim Förderverein Siechenhauskapelle 03391 398844.
Karten a 15,00 € , 10,00 € erm., 5,00 € für Schüler

Und hier der Inhalt des Konzertes:

Gesungen gar tausendmal
Der Staats- und Domchor geht einem der berühmtesten Gesangbücher auf den Grund

Die Vorbereitungen für Aequinox 2013 laufen - aber noch in diesem Herbst lädt das Neuruppiner Musikfest zur kleinen Vorrunde ein. Am Sonntag, 23. September, präsentiert das Festival "Schemelli Shots" - Johann Sebastian Bachs geistliches Gesangbuch in 18 Szenen fürs Leben. Unter der Regie von Christian Filips und der musikalischen Leitung von Kai-Uwe Jirka haben die Knaben und Männer des Staats- und Domchores Berlin einen Liederabend erarbeitet. Mit Licht, Projektionen und natürlich der Musik wird ihr Auftritt in der Neuruppiner Pfarrkirche in Szene gesetzt. Beginn des gemeinsamen Konzertes mit der Lautten Compagney Berlin ist um 15 Uhr.

Schemellis "Musicalisches Gesang-Buch" aus dem Jahre 1736 ist der prominenteste Vertreter unter den geistlichen Liedersammlungen des 18. Jahrhunderts. Veröffentlicht hat es der Kantor Georg Christian Schemelli - bekannt geworden ist es aber vor allem durch die Beiträge Johann Sebastian Bachs. Die beiden lernten sich wahrscheinlich über Bachs Sohn Christian Friedrich kennen, der wie Schemelli Thomasschüler in Leipzig war und anschließend an der Leipziger Universität studierte. Unklar ist jedoch, in welchem Umfang Bach tatsächlich an der Entstehung des Schemellischen Gesangbuches beteiligt war.

Die Liedersammlung enthält 954 geistliche Lieder - das ist Durchschnitt in den Gesangbüchern dieser Zeit. Die meisten sind nur mit ihren Texten in die Sammlung aufgenommen, auch das war üblich. Lediglich 69 Lieder sind mit Noten versehen - allerdings auf eine besondere Weise, die der damals üblichen Generalbass-Praxis entsprach. Notiert wurden die Melodie und eine Bassstimme. Die dazwischenliegenden Stimmen musste der Organist oder Cembalist eigenständig nach ganz bestimmten Regeln ergänzen. Diese Fähigkeit zu erlernen war unablässiger Bestandteil der Musiklehre für den Nachwuchs.

So kam es, dass Schemellis Gesangbuch allerorten die Kammern und Stuben musikalischer Unterweisung eroberte. Den gesellschaftlich-sittlichen Wächtern war das ganz recht: Während mancherlei Liederbücher, ja die Musik überhaupt, in den Verruf geraten waren, sie würden die Jugend allzusehr ablenken, standen die Texte des Schemellischen in der Tradition des Pietismus, eine in Mode gekommene Form der persönlichen Frömmigkeitspraxis. So war das Gesangbuch wahrscheinlich für die musikalische Begleitung von Hausandachten bestimmt. Auch in der Schule war das Lernen von Chorälen üblich.

Schemellis Sammlung gehört seit langem zum Repertoire des Staats- und Domchores Berlin. Nun, zum 250. Todestag des Zeitzer Hofkantors Schemelli, erkunden die Knaben und Männer es auf eine neue Weise. Bereits 2011, beim zweiten Aequinox-Festival, war der renommierte Chor in Neuruppin zu Gast. Für den Auftritt beim Herbstaequinox 2012 hat er sich einen lokalen Gleichgesinnten gesucht: Der Märkische Jugendchor des Neuruppiner Schinkelgymnasiums wird das Konzert mit einem eigenen kleinen Programm eröffnen.

Der Staats- und Domchor gehört zu den traditionsreichsten Chören Berlins und gilt als die älteste musikalische Einrichtung der Stadt. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg stellte 1465 die ersten fünf "Singeknaben" für die Musik in der Domkirche ein. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Chor nach längerem Niedergang neu organisiert und erhielt das Prädikat "königlich". Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor der Hof- und Domchor mit der Monarchie sein politisches und finanzielles Fundament und bekam seinen neuen Namen: Staats- und Domchor Berlin. Als solcher ist er heute Teil der Universität der Künste und wird seit zehn Jahren von Kai-Uwe Jirka geleitet.