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14.06.2012 - Bürgerberatung & Ausstellungen der Stasi-Unterlagen-Behörde


Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU), Außenstelle Frankfurt (Oder) präsentiert in der Zeit vom 5. - 29. Juni 2012 folgende Ausstellungen* im Rathaus der Stadtverwaltung Neuruppin (Haus A, alle Etagen):

1. Postgeheimnis? Die Stasi und die Cottbuser Briefe.


2. Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR.


3. Die Arbeit am Feind . . . Arbeitsweise und Wirken der Stasi.


Die Öffnungszeiten zu den Ausstellungen sind:

Mo – Do │ 07:00 – 18:00 und ║ Fr │ 07:00 – 15:00

 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen, Außenstelle Frankfurt (Oder) sind für Sie am Donnerstag, dem14.06.2012 mit einem Bürgerberatungstag in der Stadtverwaltung Neuruppin, Karl-Liebknecht-Straße 33/34 in 16816 Neuruppin (Ratssaal).

Von 15:00 – 19:00 findet die persönliche Beratung zur Antragstellung auf Akteneinsicht statt. Sie können bei Vorlage Ihres Personalausweises einen Antrag auf Akteneinsicht oder gegebenenfalls einen Wiederholungsantrag stellen, wenn Ihr Erstantrag schon lange Jahre zurück liegt. Für spezifische Fragen nehmen wir uns gern Zeit und beraten Sie.

Interessierte können vor Ort Musterakten lesen. Kostenfreie Publikationen zu verschiedenen Themen liegen aus und können mitgenommen werden. Ausgewählte BStU-Publikationen können käuflich erworben werden.


Um 17:00 referiert Rüdiger Sielaff, Außenstellenleiter der BStU-Außenstelle Frankfurt (Oder) zum Thema:

MfS – Schild und Schwert der Partei.

Zum Wirken der Staatssicherheit in der Region

Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.


*Zu den Ausstellungen:


1. Postgeheimnis?

Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzbar, hieß es im Punkt 1, Artikel 31 der DDR-Verfassung. Das hielt die Stasi jedoch nicht davon ab, Briefe und Pakete in unermesslichem Ausmaß zu kontrollieren. Dafür gab es im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eigens die Abteilung M, die in allen ehemaligen Bezirken nach dem gleichen Prinzip gearbeitet hatte. Abgeschottet vom regulären Postbetrieb sortierten die Mitarbeiter dieser Abteilung in den Hauptpostämtern „umgeleitete” Briefe, Karten, Päckchen und Pakete. Die ausgesuchte Post wurde in technisch bestens ausgestatteten Laboren der MfS-Bezirksverwaltungen ausspioniert.

2. Die Heile Welt der Diktatur?

Hierbei handelt es sich um eine Ausstellung mit Fotos von Harald Schmitt und Texten von Stefan Wolle, herausgegeben von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem stern.

Der Autor erzählt die Geschichte der siebziger und achtziger Jahre der DDR als die kollektive Biografie ihrer Bewohner mit wissenschaftlichem Anspruch, aber gleichzeitig mit dem Mut zu einer radikalen Subjektivität. Die immer wieder gescheiterten Hoffnungen auf einen menschlichen und demokratischen Sozialismus wie auch die Versuche der Menschen, sich geistige Freiräume zu erschließen, lässt weder eine Verklärung noch eine Dämonisierung des SED-Staats zu.

3. Arbeit am Feind . . .

Sie erhalten Informationen über die Arbeitsweise der Staatssicherheit und die daraus resultierenden Folgen für die Menschen in der Region. Der Ausstellung wurden Unterlagen zugrunde gelegt, die überwiegend aus dem Archiv der Außenstelle stammen. Die Staatssicherheit stützte sich bei ihrer Informationserhebung vor allem auf Inoffizielle Mitarbeitern(IM). Dokumente der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS geben darüber Aufschluss, dass im Jahr 1986 im Bezirk Frankfurt (Oder) bzw. Cottbus auf 95 bzw. 80 Bürger ein IM zum Einsatz kam. Viele Bürger brachten aus unterschiedlichen Motiven jedoch auch die notwendige Zivilcourage auf und lehnten die inoffizielle Zusammenarbeit ab (Tafel Verweigerte Spitzeldienste).

Das MfS war geheimer Nachrichtendienst, politische Geheimpolizei und Untersuchungsorgan zugleich. Insbesondere in den 50er Jahren dienten Willkür und Härte in der Justizpolitik der Einschüchterung und Ausschaltung von Regimegegnern (Tafel Politische Prozesse in der Ära Ulbricht und Tafel Der Volksaufstand).

Wer ins Visier des MfS geriet, war einem Apparat ausgeliefert, der über alle nur denkbaren illegalen Mittel und Methoden verfügte, um auch bis in den letzten Winkel des Privatlebens vorzudringen.

So wurden beispielsweise von der Stasi verschiedenste Tarnungsvarianten für Observierungstechnik entwickelt, um unentdeckt Informationen sammeln zu können. Ein Campinganhänger erregte kein Aufsehen in der DDR, wo Ferienheim- und Hotelplätze als Auszeichnung vergeben wurden. Auch unlackierte Fahrzeugteile waren infolge des Mangels an Ersatzteilen im Straßenbild keine Seltenheit (Tafel Beobachten und Ermitteln).

Trotz verfassungsmäßig garantiertem Postgeheimnis kontrollierte die Stasi seit ihrem Bestehen Briefsendungen, Postkarten, Pakete und Telegramme aus dem Ausland, dem innerdeutschen Postverkehr genauso wie innerhalb der DDR.

Viele der Antragsteller entdecken heute bei der Akteneinsicht in den vorgelegten Unterlagen Kopien ihrer Postsendungen oder auch Briefe, die niemals angekommen waren (Tafel Postkontrolle und Paketkontrolle und Tafel Briefkontrolle).

Banale Anlässe genügten, um die Aufmerksamkeit des MfS zu erregen. Die DDR hatte wenig Interesse an einer freien Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die nach einem eigenen Weg suchten und zu selbstbestimmten Menschen heranwachsen wollten. Von Januar 1979 bis September 1980 wurde von der Bezirksverwaltung Frankfurt (Oder) eine Gruppe Jugendlicher im Operativen Vorgang „Gruppe” bearbeitet, um eine „feindliche Tätigkeit” einzuschränken. Die Jugendlichen waren auffällig geworden, weil sie einer Gruppe angehörten, deren Mitglieder die Richtigkeit der Politik von SED und Regierung bezweifelten. Trafen sich die Freunde, wurden sie aus dem Beobachtungspunkt der Staatssicherheit beim Betreten des Gebäudes fotografiert (Tafel Jugend als Opposition).